Ich lebe, und ihr sollt auch leben: Hoffnung und Handeln in einer zerbrechlichen Welt
Die Jahreslosung 2008 und ihre Bedeutung
Die Jahreslosung 2008 der Evangelischen Kirche in Deutschland, „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh 14,19), war mehr als nur ein Bibelvers. Sie war ein Leuchtfeuer in einer Welt, die von Leid und Ungerechtigkeit geprägt war. Insbesondere nach der verheerenden Tsunamikatastrophe von 2004 bot diese Zusage Gottes Trost und Hoffnung. Die Worte Jesu, voller Lebendigkeit und Kraft, sprachen von einer Gegenwart, die über den Tod hinausreicht. Sie versprachen einen Halt, eine unerschütterliche Verbindung zwischen Gott und Mensch, selbst inmitten des größten Schmerzes.
Bischof Wolfgang Huber betonte in seiner Botschaft die tiefgreifende Bedeutung dieser Worte. Sie waren nicht nur eine abstrakte theologische Aussage, sondern eine konkrete Ermutigung, ein Versprechen inmitten von Verzweiflung. Die Jahreslosung bot Halt inmitten des Sturms, wie ein sicherer Hafen in stürmischer See. Sie kündigte nicht die Abwesenheit von Leid an, sondern die unerschütterliche Gegenwart Gottes, die den Menschen in seiner Not trägt und begleitet. Diese Botschaft wurde besonders in den Bildern der srilankischen Mädchen deutlich, die den Tsunami überlebt hatten.
Die Geschichte der Überlebenden: Hoffnung inmitten des Leids
Die Bilder der beiden srilankischen Mädchen, die den Tsunami überstanden hatten, illustrieren die tiefe Bedeutung der Jahreslosung auf eindrückliche Weise. Ihre Überlebensgeschichte ist ein Symbol der Hoffnung, ein Beweis für die Zähigkeit des menschlichen Geistes und die Kraft des Überlebenswillens. Doch gleichzeitig ist diese Geschichte ein Spiegelbild der immensen Tragödie, die der Tsunami mit sich brachte: Tausende Tote, Hunderttausende Obdachlose, unzählige Waisen und die anhaltende psychische Belastung für die Überlebenden. Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka erschwerte die Situation zusätzlich.
Die Mädchen repräsentieren nicht nur individuelle Schicksale, sondern stehen symbolisch für die vielen Kinder, die die Katastrophe überlebt haben und mit den Folgen leben müssen. Ihre Geschichte unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur für das Überleben, sondern auch für die langfristige Unterstützung und Traumabewältigung zu sorgen. Die Bilder erinnern uns an die anhaltende Notwendigkeit für Hilfe und Engagement. Sie fordern uns auf, über die unmittelbare Katastrophenhilfe hinaus zu denken und langfristige Unterstützung zu gewährleisten.
Globale Verantwortung und die Luftbrücke der Nächstenliebe
Die überwältigende Hilfsbereitschaft nach dem Tsunami zeigte, dass Globalisierung nicht nur wirtschaftliche Kooperation bedeutet, sondern auch globale Verantwortung und Empathie. Die „Luftbrücke der Nächstenliebe“ war ein Beispiel für die Kraft des globalen Mitgefühls, ein Gegenpol zum Hochmut globaler Machtstrukturen. Die Bereitschaft, für das Leben anderer einzutreten, entspringt aus Demut und der Erkenntnis, dass das eigene Leben ein Geschenk ist.
Organisationen wie die Kindernothilfe und ihr Partner SHADOW in Sri Lanka leisteten praktische Hilfe und langfristige Unterstützung. Diese Unterstützung umfasste nicht nur die Deckung der Grundbedürfnisse, sondern auch Trauma-Bearbeitung, Schulbildung und medizinische Versorgung. Das Engagement dieser Organisationen zeigt, dass die Worte „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ nicht nur in Worten, sondern auch in Taten gelebt werden können. Hier wird die Jahreslosung konkret und greifbar.
Johannes 14,19: Jesu Vermächtnis des Lebens
Die Abschiedsrede Jesu im Johannesevangelium, aus der die Jahreslosung stammt, ist eine Quelle von Trost und Hoffnung. Jesus versprach seinen Jüngern, sie nicht als Waisen zurückzulassen. Dies ist besonders im Kontext des Tsunami und des Leids der Überlebenden relevant. Die Zusage „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ ist eine Zusicherung Gottes, auch in Leid und Verlust präsent zu sein. Sie ist ein Versprechen der Hoffnung, das über den Tod hinausreicht.
Der Vers ist nicht nur ein Trost für den persönlichen Glauben, sondern auch ein Aufruf zum gesellschaftlichen Handeln. Er fordert uns heraus, Verantwortung zu übernehmen und uns aktiv für eine bessere Welt einzusetzen. Die Zukunft der Kinder, die den Tsunami überlebt haben, hängt von unserem Engagement ab. Ihre Fähigkeit, ihre Zukunft in Zuversicht zu gestalten, wird maßgeblich von der Unterstützung und dem Mitgefühl beeinflusst, das wir ihnen entgegenbringen.
Die verschiedenen Übersetzungen und ihre Botschaft
Obwohl verschiedene Bibelübersetzungen den Vers Johannes 14,19 leicht unterschiedlich formulieren, bleibt die Kernbotschaft immer gleich: Jesus verspricht seinen Jüngern ein Leben, das über seinen Tod hinausgeht. Die Variationen in der Wortwahl spiegeln die Nuancen der jeweiligen Übersetzungsphilosophie wider, verfälschen aber nicht den zentralen Inhalt. Die Betonung liegt auf der Kontinuität der Beziehung zwischen Jesus und seinen Jüngern, trotz seiner physischen Abwesenheit.
Die kurze Dauer von Jesu physischer Abwesenheit wird hervorgehoben. Es ist kein endgültiger Abschied, sondern eine Übergangsphase. Es ist ein Versprechen der Hoffnung. Dieses Versprechen soll uns daran erinnern, dass das Leben ein Geschenk ist, das wir bewahren und mit anderen teilen sollen. Die Zusicherung des ewigen Lebens ist ein zentraler Aspekt des christlichen Glaubens und bildet die Grundlage für die Hoffnung der Gläubigen.
Leid als Weg zum Wachstum: Eine christliche Perspektive
Die Jahreslosung „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ kann auch im Kontext unerwarteter Ereignisse und Leid interpretiert werden. Scheinbar negative Ereignisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen, Krankheit oder Katastrophen, können im Rückblick einen positiven Sinn offenbaren, der zunächst nicht erkennbar ist.
Die Geschichte vom alten Mann und seinem Pferd veranschaulicht dies eindrücklich: Ein scheinbares Unglück (das entwischte Pferd) führt zu einem großen Glück, welches dann wiederum durch einen Unfall (der gebrochene Beins seines Sohnes) in scheinbares Unglück umschlägt. Letztendlich rettet der Unfall den Sohn vor dem Tod im Krieg. Der alte Mann verkörpert das Vertrauen in Gottes Plan.
Der Glaube an Jesus und sein Versprechen des Lebens („Ich lebe, und ihr sollt auch leben“) bildet die Grundlage für diese Perspektive. Unvorhergesehene Ereignisse, sowohl positive als auch negative, werden als Bestandteil eines göttlichen Plans gesehen, dem man vertrauen soll, selbst wenn der Sinn zunächst verborgen bleibt. Die Botschaft endet mit der Ermutigung, sich Gott anzuvertrauen und auf sein Wirken zu vertrauen, selbst inmitten von Unsicherheit und Leid. Der Glaube an Jesus Christus bietet Trost und Hoffnung, selbst in den schwierigsten Zeiten. Das ist die Essenz von „Ich lebe und ihr sollt auch leben“.
Häufig gestellte Fragen zu „Ich lebe und ihr sollt auch leben“
Was bedeutet die Jahreslosung „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ (Joh 14,19)?
Die Jahreslosung 2008 der EKD, basierend auf Johannes 14,19, vermittelt Gottes Zusicherung von Leben und Hoffnung, selbst in Leid und Verlust. Sie ist ein Aufruf zu Mitgefühl, Hilfe und aktivem Handeln.
Wie wurde die Jahreslosung im Kontext des Tsunamis 2004 verwendet?
Bischof Huber nutzte die Jahreslosung als Botschaft des Trostes und der Hoffnung für die Opfer des Tsunamis, besonders für die Überlebenden, die trotz des Leids weiterleben. Sie symbolisierte die globale Verantwortung und Empathie als Gegenpol zum Hochmut globaler Machtstrukturen.
Welche praktische Bedeutung hat die Losung?
Die Losung regt zu persönlichem Glauben und gesellschaftlichem Engagement an. Sie inspiriert zu Hilfe und Verantwortung für andere, wie die „Luftbrücke der Nächstenliebe“ nach dem Tsunami zeigt.
Wie wird Jesu Aussage in Johannes 14,19 interpretiert?
Jesu Aussage verspricht eine bleibende Verbindung zu seinen Jüngern trotz seiner Abwesenheit, eine Zusicherung von Leben, nicht nur physisch, sondern auch spirituell und existentiell.
Wie geht man mit Leid und unerwarteten Ereignissen um, im Licht der Jahreslosung?
Scheinbar negative Ereignisse können im Rückblick einen positiven Sinn offenbaren. Die Losung ermutigt zum Vertrauen auf Gottes Plan, auch wenn der Sinn zunächst verborgen bleibt. Das Kreuz Jesu wird als Beispiel für scheinbares Unglück mit positivem Ausgang genannt.