Die "Alle Kinder Bibel": Inklusion ja, aber wie?
Die "Alle Kinder Bibel" will biblische Geschichten für Kinder inklusiv und divers erzählen. Dies ist ein lobenswertes Ziel, das viele Eltern und Pädagogen begrüßen. Die Umsetzung jedoch, wie diverse Rezensionen zeigen, ist umstritten. Während die Intention, ein breiteres Spektrum an Kindern anzusprechen und ein realistischeres Bild der Welt in der Bibel zu präsentieren, positiv hervorgehoben wird, stoßen manche sprachliche und konzeptionelle Entscheidungen auf Kritik.
Ein Vergleich mit anderen Kinderbibeln verdeutlicht die ambitionierten Ziele dieses Projekts. Im Gegensatz zu traditionellen Ausgaben, die oft ein eher eurozentrisches und homogenes Bild vermitteln, setzt die "Alle Kinder Bibel" auf Vielfalt in der Darstellung der Figuren und ihrer Geschichten. Die Absicht ist, Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen die Möglichkeit zu geben, sich mit den biblischen Erzählungen zu identifizieren.
Kritische Stimmen zur “Alle Kinder Bibel”
Eine besonders kritische Rezension der "Unsere Geschichten mit Gott" von Karimé und Lisicki-Hehn, einer Kinderbibel mit ähnlicher Intention, hebt zwar die positive Absicht hervor, realistische Hautfarben abzubilden. Der Hauptkritikpunkt liegt jedoch in der übermäßigen Verwendung inklusiver Sprache, insbesondere von Gendersternchen und Genderneutralisierungen. Die Rezensentin argumentiert, dass diese sprachliche Gestaltung die Lesbarkeit für Grundschulkinder stark beeinträchtigt und der deutschen Rechtschreibung widerspricht.
Konkrete Beispiele wie "Gästinnen", "Hebräerinnen" oder "FreundInnen" werden genannt und als unpassend und störend im Kontext einer Kinderbibel kritisiert. Auch die Formulierung "Deine Gott bin ich" wird als grammatikalisch fragwürdig und für die Zielgruppe unverständlich bezeichnet. Die Rezension argumentiert weiter, dass solche Formulierungen nicht dem historischen Kontext der biblischen Erzählungen entsprechen und den Kindern ein verzerrtes Bild vermitteln. Die Inklusion des Begriffs "queer" im "Lied von Gott" wird als ideologisch aufgeladen und für ein Kinderbuch unangemessen bewertet.
Die Frage nach der altersgerechten Umsetzung von Inklusion
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Begründung für die Darstellung eines Lehmgebäudes auf der Arche Noah im Kampf gegen Rassismus und Eurozentrismus. Die Rezensentin bezeichnet diese Erklärung als absurd und unlogisch, da der Gebrauch von Lehm statt Holz in einer Sintflutsituation unpraktisch erscheint. Es wird insinuiert, dass ideologischen Anliegen die didaktische Qualität des Buches beeinträchtigen.
Die Kritik richtet sich also nicht gegen das Anliegen der Inklusion an sich, sondern gegen die Art und Weise ihrer Umsetzung. Die Rezensentin plädiert für eine differenziertere und altersgerechtere Darstellung. Der Fokus auf Inklusion sollte nicht auf Kosten der sprachlichen Klarheit und der historischen Genauigkeit gehen. Die Balance zwischen dem Vermitteln wichtiger Werte und dem Verständnis der Zielgruppe ist entscheidend. Eine übermäßige und für Kinder unverständliche Sprache kann den didaktischen Wert des Buches mindern.
Die “Alle Kinder Bibel”: Ein differenzierter Blick
Im Gegensatz zu der kritisierten "Unsere Geschichten mit Gott" wird die "Alle Kinder Bibel" oft als gelungener beschrieben. Sie präsentiert 21 ausgewählte biblische Geschichten, neu erzählt von Andrea Karimé. Der Schreibstil wird als einfühlsam, poetisch und kindgerecht beschrieben. Ein wichtiger Aspekt ist die rassismus- und diversitätssensible Erzählweise, die Kindern mit unterschiedlichen Hintergründen ermöglichen soll, sich mit den biblischen Heldinnen und Helden zu identifizieren. Die Illustrationen von Anna Lisicki-Hehn unterstützen diese inklusive Darstellung.
Die "Alle Kinder Bibel" geht über das reine Buch hinaus und bietet Online-Zusatzmaterialien für Eltern und Pädagogen. Diese Materialien sollen den Umgang mit den biblischen Inhalten unterstützen und einen weltoffenen und verständnisvollen Zugang fördern. Die Frage ist jedoch, ob die "Alle Kinder Bibel" die Kritikpunkte der Rezension zu "Unsere Geschichten mit Gott" vermeidet. Eine genaue Prüfung des Textes und der sprachlichen Gestaltung ist notwendig, um dies zu beurteilen.
Zwischen Anspruch und Umsetzung: Ein Fazit
Die "Alle Kinder Bibel" repräsentiert den Versuch, biblische Geschichten für Kinder inklusiver und diverser zu gestalten. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer zeitgemäßen und repräsentativen Darstellung. Die Kritik an anderen vergleichbaren Projekten zeigt aber, dass die Umsetzung solcher Projekte Herausforderungen mit sich bringt. Eine gelungene Kinderbibel muss eine Balance finden zwischen dem Anspruch auf Inklusion und Diversität und der sprachlichen Verständlichkeit für die Zielgruppe. Die Frage, ob die "Alle Kinder Bibel" diese Balance findet, kann nur durch eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Buch selbst beantwortet werden.
Eltern und Pädagogen sollten daher kritisch prüfen, ob die jeweilige Kinderbibel ihren Ansprüchen an Verständlichkeit, historische Genauigkeit und altersgerechter Darstellung entspricht. Eine Vielzahl von Kinderbibeln steht zur Verfügung, sodass die Auswahl einer für die eigenen Bedürfnisse passenden Version möglich ist. Die Suche nach einer Kinderbibel ist somit auch ein Prozess der Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und pädagogischen Zielen.
Häufig gestellte Fragen zur “Alle Kinder Bibel”
Ist die "Alle Kinder Bibel" für Grundschulkinder geeignet?
Die Eignung ist umstritten. Während die eine Rezension die kindgerechte Sprache und Illustrationen lobt, kritisiert eine andere die übermäßige Verwendung inklusiver Sprache (Gendersternchen, Genderneutralisierungen) als leserlichkeits- und verständnisbeeinträchtigend für diese Altersgruppe.
Wie wird die inklusive Sprache in der Bibel bewertet?
Eine Rezension kritisiert die übermäßige und für Grundschulkinder unangemessene Verwendung von Gendersternchen und Genderneutralisierungen als störend und historisch nicht zutreffend. Eine andere Rezension lobt den inklusiven Ansatz.
Welche Kritikpunkte werden an der "Alle Kinder Bibel" geäußert?
Kritikpunkte betreffen die übermäßige Verwendung inklusiver Sprache, die als leserlichkeits- und verständnisbeeinträchtigend für Grundschulkinder empfunden wird, sowie die Begründung für die Darstellung eines Lehmgebäudes auf der Arche Noah. Die Verwendung des Wortes "queer" wird ebenfalls als unangemessen kritisiert.
Wird die "Alle Kinder Bibel" empfohlen?
Eine Rezension empfiehlt das Buch aufgrund der genannten Mängel nicht. Eine andere Rezension lobt den Ansatz und die Umsetzung.