Die Samariterkirche Berlin: Ein Ort der Geschichte, des Glaubens und des Widerstands
Eine märkische Backsteingotik im Herzen Friedrichshains
Die Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain, erbaut zwischen 1892 und 1894 nach den Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel, ist ein beeindruckendes Beispiel märkischer Backsteingotik. Ihre Entstehung war Teil einer groß angelegten Kirchenbauinitiative des Evangelischen Kirchenbauvereins, der zwischen 1890 und 1918 etwa 70 Kirchen in Berlin errichtete. Diese Initiative, die vom Kaiser Wilhelm II. gefördert wurde, zielte darauf ab, dem damaligen, vom Kaiser als "religiös-sittlicher Notstand" bezeichneten Bevölkerungswachstum und der zunehmenden Politisierung der Bevölkerung entgegenzuwirken.
Die Kirche wurde inmitten von Kleingartenanlagen errichtet; die spätere dichte Wohnbebauung des Samariterviertels entstand erst später. Die Samariterkirche steht bis heute als eindrucksvolles Zeugnis dieser Zeit und des damaligen Bauwillens. Ihre imposante Architektur prägt das Stadtbild nachhaltig.
Die Samariterkirche im Kontext von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg
Während des Nationalsozialismus spielte die Samariterkirche eine bedeutende Rolle als Zentrum des Pfarrernotbundes und der Bekennenden Kirche. Pfarrer Wilhelm Harnisch, an den eine Gedenktafel in der Kirche erinnert, leistete dort unvergessliche Arbeit. Er richtete beispielsweise eine Erwerbslosenspeisung ein und engagierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg stark im Samariterviertel.
Nach dem Krieg diente die Samariterkirche sogar als Toten-Sammelstelle. Pfarrer Harnisch richtete auf dem Gelände einen Notfriedhof ein, da die regulären Bestattungsmöglichkeiten angesichts der enormen Opferzahlen völlig überfordert waren. Die später umgebetteten sterblichen Überreste der dort begrabenen Kriegstoten zeugen von den schrecklichen Folgen des Krieges und dem unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Harnisch.
Widerstand und Hoffnung in der DDR: Die Blues-Messen und mehr
In der DDR entwickelte sich die Samariterkirche unter der Leitung von Pastor Rainer Eppelmann und Günter Holwas zu einem wichtigen Zentrum der Friedens- und Oppositionsbewegung. Besonders bekannt wurden die umstrittenen Blues-Messen (1979-1986), die sich als Ort der Begegnung, des Dialogs und des musikalischen Ausdrucks etablierten. Diese Gottesdienste boten in der DDR eine Plattform für kritische Auseinandersetzung und boten einen wichtigen Gegenpol zum sozialistischen Staatsapparat.
Die Samariterkirche bot somit einen Raum für Begegnung, für kritische Reflexion und für den Ausdruck von Hoffnung in einer Zeit, die von Unterdrückung und starker staatlicher Kontrolle gekennzeichnet war. Die Kirche wurde zu einem Symbol des friedlichen Widerstands.
Architektur und Ausstattung der Samariterkirche
Die Architektur der Samariterkirche ist geprägt von verzierten Giebeln, Ecktürmchen, glasierten Ziegeln, Mosaiken und Sandsteinfiguren. Das Innere besticht durch ein imposantes Kreuzrippengewölbe und bietet Platz für 1100 Besucher. Die ursprünglichen Glasfenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1959 durch moderne Fenster ersetzt.
Die Orgel von Alexander Schuke Potsdam Orgelbau (1953) ersetzt einen Vorgänger aus dem Jahr 1894 (Wilhelm Sauer). Der 60 Meter hohe Turm beherbergt drei Gussstahlglocken aus dem Jahr 1893. Die Samariterkirche, zusammen mit der umliegenden Wohnbebauung, steht unter Denkmalschutz.
Die Evangelische Kirchengemeinde Galiläa-Samariter
Die Samariterkirche gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Galiläa-Samariter, die neben der Samariterkirche auch die Galiläakirche umfasst. Die Gemeinde besitzt zwei Gräberfelder auf dem Ostkirchhof Ahrensfelde. Die Gemeindearbeit erstreckt sich somit über einen größeren geographischen Raum und zeigt das Engagement der Gemeinde für die Menschen in der Umgebung.
Die umfassende Geschichte der Samariterkirche spiegelt die politischen und sozialen Veränderungen Berlins im letzten Jahrhundert wider – von ihren Anfängen im Kontext wilhelminischer Politik bis zu ihrer Rolle als Zentrum des Widerstands gegen das NS-Regime und die DDR. Sie ist nicht nur ein architektonisches, sondern auch ein historisch bedeutsames Gebäude.
Die Samariterkirche als Ort der Erinnerung und des Gedenkens
Die Samariterkirche wurde am 28. Juni 1989 zum Zentrum einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Tiananmen-Massakers. Pastor Rainer Eppelmann, ein bekannter Regimekritiker, nutzte die Veranstaltung, um die staatliche Propaganda zu kritisieren und Solidarität mit den Opfern in China zu bekunden. Die große Teilnehmerzahl unterstrich die Bedeutung dieser Veranstaltung als Akt des friedlichen Widerstands gegen die DDR-Regierung.
Die Veranstaltung unterstrich das Engagement der Samariterkirche und ihrer Gemeinde für Menschenrechte und Demokratie, selbst unter den schwierigen Bedingungen der DDR. Die Kirche wurde zu einem Symbol der Hoffnung und des Widerstands. Die Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain ist mehr als nur ein Gotteshaus; sie ist ein lebendiges Stück Berliner Geschichte.
Kontakt zur Evangelischen Kirchengemeinde Samariter-Auferstehung (ein Beispiel einer weiteren Gemeinde, die den Namen Samariter trägt)
Die Evangelische Kirchengemeinde Samariter-Auferstehung in Berlin hat ihr Gemeindebüro in der Auferstehungskirche. Kontaktinformationen sind telefonisch unter 030 426 57 91 und über die Adresse Friedenstraße 83, 10249 Berlin möglich. Das Gemeindebüro ist dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Der Name "Samariter-Auferstehung" deutet auf die zentralen Werte der Gemeinde hin: Nächstenliebe und christlicher Glaube. Weitere Informationen über Aktivitäten und Angebote der Gemeinde fehlen, aber die Kontaktdaten ermöglichen eine direkte Verbindung zu den Verantwortlichen.
Häufig gestellte Fragen zur Samariterkirche Berlin
Wann wurde die Samariterkirche erbaut und von wem?
Die Samariterkirche in Berlin-Friedrichshain wurde zwischen 1892 und 1894 nach Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel erbaut.
Welcher Baustil prägt die Samariterkirche?
Märkische Backsteingotik.
Welche Rolle spielte die Samariterkirche im Nationalsozialismus?
Sie war ein Zentrum des Pfarrernotbundes und der Bekennenden Kirche. Pfarrer Wilhelm Harnisch richtete eine Erwerbslosenspeisung ein und engagierte sich nach dem Krieg im Samariterviertel. Die Kirche diente nach dem Krieg als Toten-Sammelstelle.
Welche Bedeutung hatte die Samariterkirche in der DDR?
Sie entwickelte sich unter Rainer Eppelmann und Günter Holwas zu einem Zentrum der Friedens- und Oppositionsbewegung, bekannt durch die Blues-Messen (1979-1986). Sie war 1989 Schauplatz einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Tiananmen-Massakers.
Welche architektonischen Merkmale kennzeichnen die Samariterkirche?
Verzierte Giebel, Ecktürmchen, glasierte Ziegel, Mosaiken, Sandsteinfiguren, Kreuzrippengewölbe, 60 Meter hoher Turm mit drei Gussstahlglocken.
Wie viele Besucher fasst die Samariterkirche?
1100 Besucher.
Wer baute die Orgel der Samariterkirche?
Alexander Schuke Potsdam Orgelbau (1953).
Welche Gemeinde gehört die Samariterkirche an?
Evangelische Kirchengemeinde Galiläa-Samariter.